Vor einer kleinen Kennenlern-Runde hatten die 3 Jungs natürlich keine Bange und so dürfen wir Euch heute mit unseren „Ermittlungsergebnissen“ 😉 und musikalischen Kostproben von SoKo Mettigel füttern. Nachdem das erste Album komplett im Proberaum aufgenommen wurde, gings für Platte No. 2 ins Studio. Wir hören da gleich mal rein!
++ Die Entstehung des Mettigels wird häufig auf einen Zeitraum um die 1970er Jahre datiert. Im Buch „Kulturgeschichte der deutschen Küche“ bezeichnet man ihn als „Beginn der kreativen Küche“. In Kochbüchern 1960er bis 1980er Jahre findet sich jedoch kein Rezept dafür. Das Wort „Mettigel“ und Rezepte zur Garnierung von Mett als Igel gibt es erst seit den 2000er Jahren. (Quelle – Wikipedia) ++
FdP: Wie immer habe ich vorab gewissenhaft recherchiert – und ich fand, es lassen sich durchaus Parallelen zum Punkrock und damit zum Bandnamen feststellen. Doch – ich lag meilenweit daneben. Matt Ricchio hat mir erzählt, wie es wirklich war:
„Wie findest Du im Jahr 2020 einen Bandnamen für eine DeutschPunk Band, den es noch nicht gab? Das war ein mühsamer Prozess. Am Ende war es nach unserer Erinnerung so, dass uns das mit der SoKo gut gefallen hat und der Mettigel eher zum Spaß in den Raum gestellt wurde.
Unser Gitarrist hatte dann direkt das Bild des jetzigen Logos vor Augen und dann haben wir das so gemacht. Unsere bisherigen Erfahrungen sind, dass die Leute den Namen entweder total beknackt oder super finden. Hängen bleibt der Name aber bei allen, vor allem in Kombination mit dem Mettigel-Logo. Den Mettigel hat Chris Nörtemann von Apesville Artworks super umgesetzt“.
Bass & Gesang: Erwin Stadium. Ehemalige Bands: Endstadium, Pisspott, Laryngo Spasmus. Einflüsse: Negativ (aus Elmshorn), alles was es in über 40 Jahren an Punk zu hören gab.
Gitarre & Gesang: H.Joe. Ehemalige Bands: Diese Frage wird mit einem lapidaren „Ja“! beantwortet. Einflüsse: Carl Sagan, Musikalisch: Dead Kennedys, Neurotic Arseholes.
Schlagzeug: Matt Ricchio. Hat erst im hohen Alter von Mitte 45 das Trommeln begonnen. SoKo Mettigel ist sein erstes richtiges Bandprojekt. Einflüsse: Bad Religion (How could hell be any worse & Suffer), Minor Threat, die ersten 4 Pascow-Alben.
SoKo Mettigel: „Wir sind drei alte weiße Männer über 50, versuchen aber, uns nicht so zu benehmen. In einem Konzertbericht wurden wir mal als die nettesten Menschen, die man sich vorstellen kann, bezeichnet. Das würden wir von uns selbst niemals behaupten, dennoch gefällt uns diese Beschreibung.“
SoKo Mettigel haben sich im April 2020 gegründet, zufällig (aber unabhängig davon) zum ersten Corona-Lockdown. Dadurch hatten sie viel Zeit und haben 11 Songs geschrieben, die alle auf „Dienst nach Vorschrift“ (Link zu Bandcamp) gelandet sind. Unter dem eigenen Label „Träge alte Tonträger“ wird die Platte 2022 herausgebracht. Zu dem Zeitpunkt hatten sie mit der Band kein einziges Mal live gespielt. Das wird aber schnell geändert, es folgen Gigs in der Hamburger Bar 227, im Monkeys, Indra und den Fanräumen im Millerntorstadion; auch in Itzehoe, Osnabrück oder in Itzehoe, zusammen mit Blanker Hohn (Link zur Bandinfo), sind sie schon aufgetreten.
Bei ihrer neuen EP „Spiel mit der Angst“ haben sie das andersrum gemacht: „Wir haben die Songs nebenbei in einem ziemlich langen Zeitraum geschrieben und 5 von 6 Songs schon länger auf Konzerten gespielt. Das hat die Aufnahmen dann leichter gemacht. Während wir „Dienst nach Vorschrift“ im Proberaum selbst aufgenommen haben, sind wir für „Spiel mit der Angst“ ins Studio von Piet Schiet nach Bullenkuhlen gegangen. Auch das war im Ergebnis ein deutlicher Unterschied und hat viel Spaß gemacht. Teils ironisch, aber auch ziemlich bissig beschäftigt sich SoKo Mettigel mit den Themen, die uns grade alle bewegen: Umweltschutz, Politik, Gesellschaft.
Diese Beschreibung (geklaut aus enpunkt.blogspot.com) trifft es gut: „In Zeiten, wo viele Punk-Bands wirken, als wollten sie den intellektuellen Deutsch-Pop auf schlaumeierische Weise überholen, ist so eine inhaltliche Konsequenz durchaus wohltuend“.
„Die Mehrheit hatte mitgemacht, der Widerstand nur klein.
Die Welle kann schnell wiederkommen, wir wollen nicht dabei sein.
Die Generation zweiter Weltkrieg stirbt jetzt grade weg,
lernt aus der Vergangenheit – bekämpft den rechten Dreck.
Wacht endlich auf! Könnt ihr es noch ertragen?
Wehrt Euch gegen Propaganda und rechte Hass-Tiraden.“
FdP: Gebt mir 5 Worte, die Euch, die Musik und Texte beschreiben. SoKo: Fünf. Worte. Reichen. Nicht. Aus.
FdP: Gibt’s eine wilde Geschichte darüber, wie ihr zu diesem Punk gekommen seid? Erwin Stadium: Ich hatte einen Mitschüler, der in der Schule komische Lieder gesungen hat. 1980 war ich dann auch von dem Virus infiziert und kaufte mir eigene Schallplatten. Es ging mit Hans-a-Plast, Angelic Upstarts, Dead Kennedys, UK Subs, Stiff Little Fingers und Cockney Rejects los. Danach alles was CRASS-Records zu bieten hatten. Da wir damals viele Gleichgesinnte in Elmshorn waren, kaufte jeder Platten und die anderen nahmen sie auf. Wir hatten, wegen der unterschiedlichen Geschmäcker und der Nähe zu Hamburg, irgendwann die gesamte Palette der damaligen Punkbands auf Kassette oder Vinyl.
FdP: Die Entwicklung des Punkrock in diesen Tagen? Matt Riccio: Punk ist nicht tot, aber im Durchschnitt verdammt alt. Das ist aber nicht schlimm, sind wir ja auch. Wir verteufeln das nicht. Es ist ja super, auf Konzerten so viele Leute zu treffen, die man gut kennt und schätzt. Gleichzeitig freuen wir uns immer, auf Konzerten wirklich junge Leute und junge Bands zu sehen. Innerhalb der Band ist das ganze DIY Thema vermutlich der wichtigste Aspekt für uns: Wir machen nur, was wir wollen und wir sind komplett unabhängig, in dem was wir machen. Man kann als Band alles alleine auf die Beine stellen, ohne in irgendwelche Verpflichtungen gegenüber Dritten zu geraten. Gleichzeitig findest Du in der Punkszene irre viele Leute, die etwas selber und mit Dir zusammen auf die Beine stellen wollen: Konzerte, Festivals, Tonaufnahmen, Fanzines, Konzertfotografie, Videos. Das macht den Spaß aus! Erwin Stadium: Nur durch DIY und die Menschen, die es leben, hat der Punk, wie wir ihn schätzen, überlebt. Die kommerzielle Seite des Punk hat mich persönlich nie interessiert und ich habe auch nichts damit zu tun. „PUNK‘s not dead oder PUNK is dead“ würde Shakespeare wohl schreiben.
FdP: Mit wem würdet ihr gern mal auf ein Bier gehn? H.Joe würde gerne mal mit Gott (wenn es sowas gibt) ein Bier trinken. Er hat da noch ne Frage zur Schöpfung. Matt Riccio würde gerne mal mit seinem Opa (das ist der Herr mit der Wumme auf dem Cover von „Spiel mit der Angst“) ein Bier trinken und ihn fragen, was ihn zu diesem Foto motiviert hat.
FdP: Wie läuft es bei euch auf Tour, habt Ihr gewisse Rituale? H.Joe: Einziges Ritual ist, dass immer und ausnahmslos unser Schlagzeuger fahren muss. Das hat er sich mit der Versicherung seines Busses selbst eingebrockt. Zwei finden das gut, einer ärgert sich mittlerweile. Ansonsten sind wir sehr pflegeleicht, haben vor allem mit Bandessen fast immer sehr gute Erfahrungen bei Auswärtskonzerten gemacht und vor allem immer sehr nette Leute kennengelernt. FdP: Wurde Euch schon mal ein Mettigel serviert?? 😉 SoKo: Hatten wir tatsächlich und erstaunlicherweise noch nicht. Würden wir gerne bekommen, der müsste dann aber vegan sein!
FdP: Was tut ihr, damit die Leute Euren Merch und Platten kaufen? SoKo: Matt Riccio – unser Consigliere – unterbreitet unseren Hörern Vorschläge, die sie nicht ablehnen können… !! Wenn man in den Kleiderschrank unseres Schlagzeugers schaut, würde man eher meinen, wir verkaufen gar keine Platten, da dort alles voller Kartons und Merch steht. Aber im Ernst: Am besten gingen die Platten bisher aber auf Konzerten. Wir verkaufen ein bisschen was über unsere Facebook-/Instagramseiten, über punk.de, Mist-Music-Rekotz und über die Hamburger Plattenläden Plattenkiste und den Fischkopp Plattenshop. Die neue EP auch über den PlasticBombShop und über Coretex (vor-)verkauft, was wir super finden.
FdP: Was sind Eure Herzensprojekte? SoKo: Schaut euch mal unser Video zu „No Future für Euch“ an. Das geht es um eines der Themen, die uns bewegen. Es gibt aber viele Projekte, die uns am Herzen liegen und die wir als Einzelpersonen unterstützen, wie z.B. die Seapunks und lokale Szeneläden.
FdP: Pläne für kommendes Jahr? SoKo: Wir haben für die erste Jahreshälfte 2025 schon einige Konzerte geplant. Spannend wird in jedem Fall das lange Wochenende ab dem 1. Mai 2025. Da werden wir voraussichtlich am 1. Mai in Leipzig spielen, sicher am Samstag, den 3. Mai in Wien im Cafe Carina (Link zur Location) mit Iron Snag Joe und Büroklammer.
Wir von Freunde des Punk sagen DANKE an Soko Mettigel für die tolle Zusammenarbeit. Unseren Lesern wünschen wir viel Spaß beim reinhören in die neue Platte und lasst ein LIKE für die Band auf Facebook da – dort findet ihr auch die Tourdaten!
Obacht! Gig gesucht im Süden:
Für Freitag, 2. Mai 2025 suchen wir noch einen Gig im Münchner Raum bzw. auf der Höhe von München.
Meldet euch gerne unter soko-mettigel@gmx.de.
Infos & Bildrechte: SoKo Mettigel